Bundeswehr im Wald ausser Kontrolle - 31-Oct-2007

Das BIWAK! Es ist keine Ãœbung, es ist keine Veranstaltung, vielmehr ist es ein Zustand!
Dieser Zustand ist diese Woche bei uns wie geplant eingetreten. Dieses so genannte "grüne BIWAK" sollte uns auf den großen "Vaterländischen Krieg" vorbereiten (auch wenn es mehr als unwahrscheinlich ist, dass dieser Zustand alsbald eintritt). So ging es am Montagmorgen (oder besser Nacht) nach dem Alarmwecken durch Gefechtsgeräusche (wir sind noch unschlüssig, ob es sich um Übungsmunition oder Silvester-Böller handelte) um 4:00 Uhr im Gefechtsmarsch zu einem Munitionslager, wo unsere Übernachtungsmöglichkeit sein sollte. Da wir jedoch drei Tage nicht in die Kaserne zurück kommen sollten, hatten wir eben einen Großteil unseres Spindinhaltes an unserem Körper bzw. im Rucksack und zusätzlich einen Schlafsack inkl. Zubehöhr dabei. Waffen empfangen und los!
Nachdem wir dann das Munlager erreicht hatten, wurde erstmal ein gefechtsmäßiges Lager aufgeschlagen. Bei uns bestand das Ganze aus mehreren Bunkern, die uns als Schlafunterkunft, Zuggefechtsstand und ähnliches dienten. Da wir uns nun in einem fiktiven Spannungsfall befanden, musste natürlich das Gelände immer bewacht werden. Im Schnitt waren das vier Kameraden, die im Dreck lagen, damit ja niemand uns zu nahe kam. Das Lager stand, die Verpflegung war eingenommen und so marschierten wir weiter zu unserem "Verfügungsraum". Wir hatten den ungemeinen Vorteil, dass unser "Platz der Gruppe" auf einem Berg lag und wir somit zwar eine sehr gute Rundumsicht hatten, wir jedoch eben auch diesen Berg erklimmen mussten. Schmackhaft wurde uns das Ganze durch eine ca. 200m lange 65% Steigung gemacht. Aber man gewöhnt sich an alles! Gut, einen schönen Platz ausgesucht, Rucksäcke vergraben und Feuerchen gemacht (zumindest die Kameraden, die nicht mit der Absicherung gegen den fiktiven Feind betraut waren). Und dann kam es! Das BIWAK-Wetter! Ein BIWAK ohne Regen könnte man als entspanntes Zeltlager betrachten, doch beim Bund ist nichts entspannt und somit scheint es eine Abmachung zu geben, dass es bei jedem BIWAK regnet (und die Abmachung wird von Petrus, Gott oder sonstwem tatsächlich eingehalten). So bauten wir noch einen gefechtsmäßigen Regenschutz, um wenigstens das Gröbste abzuhalten. Nun ging es los mit Ausbildungsstationen wie ABC-Alarm (jeder sagte uns, dass es nicht mehr ausgebildet wird, doch irgendwie bildet es doch jeder aus), bekämpfen von feindlichen Stellungen, Ausbau einer Schützenstellung zum Alarmposten, Übergabegespräche bei Wachablösung, Streifengänge, Ausweichen unter Beschuss,... und vieles mehr, was man so braucht und in einschlägigen Kriegsfilmen im Kino immer wieder falsch vorgemacht bekommt. Irgendwann kam dann die Zeit der verringerten Gefechtstätigkeit und wir marschierten zurück ins Lager, um uns für die Nacht zu rüsten. Streifen wurden eingeteilt, Mannschaften für die Alarmposten eingewiesen und der Rest durfte Ruhen (im Gefecht wird nicht geschlafen!). Die Hoffnung, dass ca. 25 Mann in einem Bunker etwas Wärme erzeugen würden war fehlerhaft, der Geruch hingegen war wie befürchtet. So schliefen wir mit der Waffe im Schlafsack und der Gefechtsausrüstung griffbereit, denn keiner wußte, was diese Nacht noch passieren sollte. Es passierte nichts! Morgens ging es wieder unsere geliebte Steigung hinauf, um weiteren Untericht bei Regen zu erhalten. Natürlich wurde es auch irgendwann einmal dunkel und so fiel es unter die Kategorie PP (persönliches Pech) wenn man die Wiederholungsausbildung zum Zerlegen und Zusamensetzten der Waffen bei Nacht absolvieren musste...
Und sie khm wieder - die Lageänderung! Plötzlich kam per Funk die Aussage "Ausbildungsabbruch, zurück zum Lager". Zelt abgerissen, Feuer vergraben, den Platz der Gruppe unkenntlich gemacht und die nassen Rucksäcke aufgeschnallt, um ins Lager zurück zu marschieren. Dort angekommen, ein Lichtblick: Alarmmarsch zurück zur Kaserne! Normalerweise werden solche BIWAKs in der Mitte der Woche abgehalten, doch durch den Feiertag in Rheinland-Pfalz war dies bei uns nicht möglich. Somit fehlte im Prinzip der Tag nach dem BIWAK in der Kaserne zur Erholung und daraufhin hatte sich der Batteriechef entschlossen, das BIWAK bereits Dienstagsnachts abzubrechen, um den Autofahrern noch etwas Erholung vor der Heimfahrt zu gönnen.
Mein Fazit aus dem Zeltlager (es war ja eigentlich keins) ist die: Schmerzen hören nach spätestens vier Stunden einfach auf weh zu tun. Regen ist nur am Anfang nass und eine Lageänderung kann auch Gutes bringen!
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